Unser diesjähriger Sommerurlaub führte uns entgegen der typischen Routen nicht in den Süden, sondern in den Norden Europas. Im Juli packten wir unsere Koffer und flogen nach Estland. Das wunderschöne baltische Land vereint die skandinavische und osteuropäische Kultur und Lebensweise wie kein anderes. Die Sommer sind nicht so heiß und die Nächte länger hell. Wie es uns gefallen hat und was ihr alles in der Hauptstadt Tallinn und der Umgebung erleben könnt, erfahrt ihr im Beitrag.
Tallinn Altstadt und Oberstadt
Tallinn, die Hauptstadt Estlands, ist ein echter Geheimtipp für Reisende, die auf der Suche nach einer Stadt sind, die Geschichte und Moderne perfekt miteinander verbindet. Die Altstadt von Tallinn, auch „Vanalinn“ genannt, ist das historische Herz der Stadt und ein wahres Juwel, das das Mittelalter auf charmante Weise wieder zum Leben erweckt. Gleich darüber thront die Oberstadt, „Toompea“, ein Gebiet voller historischer Wahrzeichen und beeindruckender Aussichten, das einen fantastischen Blick auf die Dächer Tallinns bietet. Da Tallinns Altstadt im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten relativ kleine und überschaubar ist, kann man sehr gut zu Fuß die Gegend erkunden. Also machten wir uns von unserem Hotel aus auf dem Weg und waren in nur 15 Minuten mittendrin im Geschehen.
Betrittst du die Altstadt von Tallinn, wirst du sofort von der märchenhaften Atmosphäre der gepflasterten Straßen und bunten Häuser eingenommen. Die Altstadt ist eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerne in Europa und lässt dich in eine andere Zeit eintauchen. Wir haben unsere Erkundungstour am Viru-Tor begonnen, einem der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Die beiden Türme, die einst Teil der mittelalterlichen Stadtmauer waren, markieren den Eingang zur Altstadt und laden dich ein, die historischen Schätze zu entdecken. Ein Spaziergang durch die Altstadt führte uns vorbei an alten Kaufmannshäusern, kleinen Boutiquen und gemütlichen Cafés, die eine Vielzahl an lokalen Spezialitäten anbieten. Ein absolutes Highlight ist der Rathausplatz, das pulsierende Zentrum der Altstadt. Umgeben von pastellfarbenen Häusern und historischen Bauten, ist der Platz besonders im Sommer ein lebendiger Treffpunkt. Hier befindet sich auch das gotische Rathaus von Tallinn, das älteste erhaltene Rathaus in Nordeuropa, das stolz über den Platz wacht. Außerdem findest du in einer Seitengassen am Rathausplatz eine der ältesten Apotheken Europas die noch in Betrieb ist, die Ratsapotheke. Im Gebäude befindet sich ein kleines Museum, welches die Geschichte der Apotheke und der Medizin wunderschön aufbereitet hat.
Von der Altstadt gingen wir hinauf in die Oberstadt, die auf einem Kalksteinfelsen thront und eine einzigartige Aussicht auf die darunterliegende Stadt und die Ostsee bietet. Toompea ist historisch gesehen das politische und spirituelle Zentrum Tallinns und ist auch heute noch Sitz des estnischen Parlaments. Die Toompea-Burg hat im Laufe der Jahrhunderte viele Veränderungen erfahren, doch ihr imposanter Hauptturm „Pikk Hermann“ ist bis heute ein Symbol estnischer Unabhängigkeit. Von hier aus sind wir zur Alexander-Newski-Kathedrale gegangen, einer prächtigen orthodoxen Kirche mit ihren ikonischen Zwiebeltürmen und einer reich verzierten Innenausstattung. Ein weiterer Höhepunkt in der Oberstadt ist die Domkirche (St. Marienkirche), die älteste Kirche Tallinns. Hier findest du eine Sammlung von kunstvoll gestalteten Wappen und Grabplatten, die die Geschichte der Stadt erzählen. Die Oberstadt bietet einige der besten Aussichtspunkte über Tallinn. Wir besuchten die Plattformen Patkuli und Kohtuotsa. Diese sind perfekte Orte, um die spektakuläre Aussicht auf die roten Dächer der Altstadt und die dahinter liegende moderne Skyline zu genießen. Bei klarem Wetter kannst du sogar bis zur Ostsee blicken.
Tallinn Meeresmuseum am Wasserflugzeughafen
Das Meeresmuseum befindet sich in einem einzigartigen historischen Gebäude, das ursprünglich als Hangar für Wasserflugzeuge diente. Die gewölbten Hallen des Hangars, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut wurde, sind ein beeindruckendes Beispiel für Architektur und Ingenieurskunst. Heute beherbergt dieses architektonische Juwel eine faszinierende Sammlung von Ausstellungen, die sich mit der Seefahrt und der Geschichte der estnischen Marine auseinandersetzen. Als wir das Museum betraten, waren wir sofort von der Größe und der Vielfalt der ausgestellten Exponate beeindruckt. Der Eingangsbereich erscheint noch recht unscheinbar, aber der Zugang zur Ausstellungshalle war überwältigend. Ein zentrales Highlight des Meeresmuseums ist das U-Boot Lembit, das in den 1930er Jahren gebaut wurde und bis 2011 in Betrieb war. Man kann sogar das Innere des U-Boots erkunden und hautnah erleben, wie es war, als U-Boot-Fahrer unter Wasser zu leben und zu arbeiten. Ein weiteres beeindruckendes Exponat ist der Nachbau des Wasserflugzeugs Short Type 184, das in den frühen Jahren der Luftfahrtgeschichte verwendet wurde.
Das Meeresmuseum ist besonders kinderfreundlich und bietet viele interaktive Ausstellungen, die nicht nur die Kleinen begeistern, sondern auch Erwachsene in ihren Bann ziehen. Von einem Flugsimulator, bei dem du selbst die Steuerung übernehmen kannst, bis hin zu einem Wasserspielplatz gibt es zahlreiche Aktivitäten, die den Besuch zu einem unterhaltsamen Erlebnis machen. Auch kleine Schiffe können von den Kindern selbst gesteuert werden. Im Außenbereich hat man die Möglichkeit, historische Schiffe zu betreten und nach Herzenslust zu erkunden. Genau das macht das Museum zu einem Abenteuer für die ganze Familie.
Neben den beeindruckenden Fahrzeugen und interaktiven Erlebnissen erzählt das Meeresmuseum auch die faszinierende Geschichte der estnischen Seefahrt. Es gibt Ausstellungen über die estnische Marine, Handelsrouten, berühmte Seefahrer und die Entwicklung der Seefahrtstechnologie im Laufe der Jahrhunderte. Besonders spannend sind die Geschichten von waghalsigen Expeditionen und der Entwicklung von Schiffen, die sowohl den Handel als auch die Verteidigung des Landes geprägt haben.
Lahemaa Nationalpark
Der Lahemaa Nationalpark ist Estlands größtes und ältestes Naturschutzgebiet und bietet eine spektakuläre Mischung aus dichten Wäldern, unberührten Mooren, malerischen Küsten und historischen Herrenhäusern. Nur etwa eine Stunde Fahrt von Tallinn entfernt, ist der Lahemaa Nationalpark das perfekte Ziel für Naturliebhaber, Abenteurer und alle, die die wilde Schönheit Estlands erleben möchten.
Mit einer Fläche von fast 750 Quadratkilometern ist der Lahemaa Nationalpark eine der größten geschützten Waldregionen Europas und beherbergt eine erstaunliche Vielfalt an Flora und Fauna. Die dichten Wälder des Parks, die hauptsächlich aus Kiefern, Fichten und Birken bestehen, sind Heimat für viele Wildtiere, darunter Elche, Wildschweine, Füchse und sogar Luchse. Lahemaa bedeutet übersetzt „Land der Buchten“ und der Name ist Programm: Die Küstenlinie des Parks ist geprägt von tief eingeschnittenen Buchten, malerischen Halbinseln und felsigen Inseln. Zu den bekanntesten Halbinseln zählen Käsmu, Juminda, Pärispea und Vergi.
Wir entschieden uns für die Halbinsel Käsmu und liefen vom nördlichen Ende des gleichnamigen Ortes durch eine kleines Waldgebiet an der Ostsee entlang. Die schroffen Felsen und Findlinge in mitten der schönen Natur waren ein absolutes Highlight auf unserer Tour. Eine übergroße Holz-Schaukel befand ich am Wegesrand und musste direkt getestet werden. Eine Tradition in Estland für Jung und Alt, gerade am Mitsommer. Hier bleibt man immer Kind.
Anschließend fuhren wir in den Badeort Võsu. Hier genossen wir ein bisschen den Strand mit dem schönen Flachen einstieg in die Ostsee. Außerdem hat man hier die Möglichkeit ein leckeres Mittag, egal ob im Restaurant oder an einer der vielen kleinen Buden, zu sich zu nehmen. Unser letzter Stopp für den Tag, war der Biber-Wanderweg bei Oandu. Genauer gesagt Koprarada, wie diese Wanderwege auf estnisch heißen. Dieser kleine Trail ist wunderbar für Kinder geeignet und erzählt nicht nur etwas über Biber, sondern auch über die Flora und Fauna und lehrt diese zu achten und zu beschützen. Leider haben wir keine Biber gesehen, aber ihre Spuren bestaunen dürfen. Abseits der Küste, in den Wäldern und Wiesen, solltest du unbedingt an Mückenspray denken.
Soomaa Nationalpark
Der Soomaa Nationalpark ist ein verstecktes Juwel im Herzen Estlands und bietet eine unberührte Landschaft, die in ihrer Art einzigartig ist. Der Park ist ein faszinierendes Naturparadies, das sowohl Abenteurer als auch Naturliebhaber in seinen Bann zieht. Wenn du auf der Suche nach einem Reiseziel bist, das abseits der ausgetretenen Pfade liegt und eine authentische Begegnung mit der estnischen Natur ermöglicht, dann ist der Soomaa Nationalpark genau der richtige Ort für dich.
Was den Soomaa Nationalpark besonders auszeichnet, ist das Phänomen der „fünften Jahreszeit“. Während der Schneeschmelze im Frühjahr verwandeln sich die Flüsse des Parks in reißende Ströme, die die umliegenden Wiesen und Wälder überfluten und eine beeindruckende Wasserlandschaft schaffen.
Der Soomaa Nationalpark ist bekannt für seine abwechslungsreiche Landschaft, die sich aus ausgedehnten Mooren, dichten Wäldern, Flüssen und Auen zusammensetzt. Der Name „Soomaa“ bedeutet auf Estnisch „Land der Moore“, und die fünf großen Moore des Parks – Kuresoo, Valgeraba, Öördi, Kikepera und Kuresoo – sind das Herzstück dieser einzigartigen Region. Diese Moore sind Heimat für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten, darunter seltene Orchideen, Sumpfschildkröten und Elche.
Eine der besten Möglichkeiten, die Schönheit der Moore zu erleben, ist eine Wanderung auf den Bohlenwegen, die sich durch die Landschaft schlängeln. Wir entschieden uns für den populären Riisa-Wanderweg der auf einer 4,8 Kilometer langen Strecke durch verschiedene Moorlandschaften führt und spektakuläre Ausblicke bietet und die Möglichkeit, die Ruhe und Abgeschiedenheit des Parks zu genießen. An Badestellen, kannst du sogar im Moor schwimmen gehen.
Der Soomaa Nationalpark ist ein Paradies für Tierliebhaber. Der Park ist bekannt für seine reiche Artenvielfalt und beherbergt viele Tiere, die in anderen Teilen Europas selten zu finden sind. Mit etwas Glück kannst du Elche, Hirsche, Wildschweine, Biber und sogar Luchse beobachten. Wir besuchten daher auch hier den Biber-Wanderweg und hofften diesmal welche zu entdecken. Leider klappte es auch hier nicht, doch der Weg über die Holzstege war ein absolutes Erlebnis, auch für unseren Sohn. Auch hier gilt wieder: Mückenspray nicht vergessen!
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