Unser heutiges Ziel sollte das Las Vegas Chinas, die unweit Hong Kongs gelegene Provinz Macau sein. Das Städtchen ist ähnlich, wie Hong Kong ein Sonderverwaltungsbezirk und verfügt über alles was dazugehört: eigener internationaler Flughafen, ein eigenes Visum und eine eigene Währung. Die Währung wird jedoch kaum genutzt – der Hong Kong Dollar hat ungefähr den gleichen Wert und wird überall gern genommen.
Da Macau nur ca. 60 km von Hong Kong entfernt liegt, nutzten wir anstatt des Flugzeugs lieber die Fähre. Verbindungen gibt es von mehreren Punkten Hong Kongs aus und die Preise liegen, abhängig von Anbieter und Pier, zwischen 15€ und 20€. Das Ganze ist recht professionell und so bekommt man sogar Sitzplätze zugeteilt und es läuft eine Sicherheitseinweisung auf den Monitoren. Danach begaben wir uns, selbst bei ruhiger See, auf eine einstündige Schaukeltour durch das Südchinesische Meer. Bei stärkerem Seegang könnte die Fahrt auf dem Katamaran jedoch schnell noch viel ungemütlicher werden.
Angekommen am Pier Taipa in Macau mussten wir wieder das übliche Einreiseprozeduren durchlaufen – Einreisekarten ausfüllen, Anstellen, Stempel abholen. Endlich aus dem Terminalgebäude herausgekommen, standen auch schon dutzende Busse bereit, die einen kostenlos zu allen möglichen Hotels und Casinos der Insel transportieren möchten – nur unser Hotel hatte anscheinend keinen Shuttle-Service. Da wir die 5 km jedoch nicht laufen wollten, schauten wir schnell bei Google Maps nach und setzten uns in den Shuttle-Bus des Venetian, einem großen Casino in unserer Nähe. Anscheinend interessierte das auch keinen wirklich und so waren wir in ein paar Minuten auch schon am Eingang des angeschlossenen 5 Sterne Hotels. Hier merkten wir auch schnell, dass die Busse nur für Hotelgäste gedacht waren, da wir unsere Koffer gegen diverse Hotelpagen verteidigen mussten. Die erste Hürde überwunden, wurden wir danach vom Besucherstrom und den Door-Boys zielsicher Richtung Rezeption geleitet – jetzt war es höchste Zeit zu verschwinden. Zum Glück war jedoch in der Lobby ein solcher Hochbetrieb, dass wir durch eine Seitentür unbemerkt ins Freie schlüpfen konnten – noch mal Glück gehabt.
Die letzten beiden Kilometer mussten wir nun doch noch zu Fuß laufen und hatten so ein bisschen Zeit, uns die Gegend zu betrachten. Das eben schon erwähnte Venetian ist ein riesiger Venedig-Nachbau samt mehrerer kleiner Häuser, die von Wassergräben und Gondolieren umgeben waren. Das ganze Gelände war sicher 1 km² groß und noch sehr neu. Außerdem gab es in unserem Teil der Insel noch das Galaxy, das City of Dreams sowie mehrere kleinere Anlagen. Die großen Komplexe sind alle an ihre Pendants aus Las Vegas angelehnt, brauchen sich jedoch in Größe und Aussehen (nach Chris´ Aussage) nicht hinter diesen zu verstecken. Die Chinesen verstehen eben etwas von Monumentalbauten! Nach ein paar Minuten Fußmarsch erreichten wir unser „Grandview“ Hotel und konnten erfreut feststellen, dass wir hier auch ein eigenes kleines Casino besitzen. Hier checkten wir schnell ein und freuten uns, nach den letzten beiden Tagen in einem (gefühlten) Wandschrank, wieder ein ordentliches Zimmer mit großen Betten zu sehen. Die einzige bauliche Besonderheit war eine sehr eigenartige Dusche. Diese war zwar zum abschließbaren Bad mit einem undurchsichtigen Duschvorhang abgetrennt, jedoch zum Schlafzimmer mit einem großen Panoramafenster offen. Zum Glück fanden wir nach ein paar Minuten noch ein Rollo, mit dem man die Privatsphäre wieder herstellen konnte.
Casinos von Macau
So und nun auf ins Casino! Um uns erst mal ein bisschen einzustimmen, versuchten wir uns im hauseigenen Casino an den Slot-Machines. Die einarmigen Banditen sind eigentlich recht einfach zu bedienen, da jedoch alles nur auf Chinesisch beschriftet war, mussten wir uns schon nach dem ersten Knopfdruck von der Hälfte unseres Einsatzes (zum Glück nur 2€) verabschieden. Nach einigen weiteren Versuchen und einigen weiteren Verlusten war uns schließlich die Handhabung klar und wir entwickelten unsere ersten Strategien. Die Automaten unterscheiden sich in der Anzahl der Symbolreihen und der möglichen Gewinnkombinationen. Meiner Meinung nach sind die Einfachen die besseren Automaten, da man hier zwar weniger gewinnen, aber demzufolge auch weniger verlieren kann. Nach 1,5h und einigem Rauf und Runter auf unserem Gewinnschein hatten wir 3€ verloren und genug von den Automaten. Die Sache macht zu Beginn schon einigen Spaß, jedoch ist mir nicht klar, wie sich manche Leute damit Abende beschäftigen können. Für uns war es nun Zeit, uns den „großen“ Fischen zuzuwenden.
In Macau werden an den Tischen verschiedene Spielarten angeboten. Das meistverbreitete ist Baccara. Keine Ahnung wie es geht, jedoch scheint es den Chinesen riesigen Spaß zu machen. Man sieht sie immer wieder auf ihren Stühlen herumspringen, hört sie herumschreien und Karten auf den Tisch schmeißen. Daneben gibt es noch Poker, Roulette, Casino War, Craps und diverse andere Spiele, die wir noch nie gesehen hatten. Unser Spiel für den Abend sollte jedoch das Königsspiel der Casinos „Black Jack“ werden. Aus Filmen wie 21 wusste ich noch, dass es dort eine gute Strategie geben soll, die einem wenigstens eine gewisse Chance auf Gewinne einräumt. Also versuchte ich mein Glück bei Google und war sehr überrascht, dass man beim ersten Hit den entsprechenden Wikipedia-Artikel mit der Strategie finden konnte. Ich prägte mir die knapp über 20 Regeln so gut es ging ein und war bereit für den Table.
Galaxy
Ehe wir uns nun ins Getümmel stürzen konnten, mussten wir uns noch klar werden, wie viel Startkapital (und somit auch den größtmöglichen Verlust) wir aufwenden wollten. Ein Einsatz von 20€ pro Person erschien uns angemessen. Unser Casino sollte das Galaxy werden: einer der gigantischen Prachtbauten, der mittlerweile auch sehr schön von außen beleuchtet war. Der Einlass war trotz mehr oder weniger eleganter Kleidung (bei mir Polohemd und Trackinghose) kein Problem. Drinnen wartete ein überwältigender Anblick von hunderten von Tischen und tausenden von zockenden Chinesen auf uns. Wir kämpften uns durchs Gewimmel und fanden nach einigem Suchen auch die Black Jack Tische. Dort traf uns der Schlag! (im übertragenen Sinne) Ein einziges Black Jack Spiel kostete am billigsten Tisch bei minimalem Einsatz 20€. Das Limit lag bei 6000€ – das ist einfach eine Nummer zu groß für uns!
Venetian
Ok, unser erster Anlauf war wohl nix – also versuchten wir es noch einmal in einem anderen Casino. Für die Fahrten von einem Casino zum Nächsten stehen überall kostenlose Shuttle-Busse bereit. Angekommen im Venetian mussten wir jedoch feststellen, dass die Preise genauso hoch waren.
Im City of Dreams ging es sogar erst bei 30€ los. Für uns war völlig unverständlich, wie sich das ein normaler Chinese leisten kann und das schlimme daran war, dass die meisten auch vollkommen normal aussahen. Anzugsträger waren selten und protzige Statussymbole wie Louise Vuitton Taschen oder Rolex-Uhren hat man so gut wie nie gesehen. Ein wenig geknickt ging es zurück Richtung Hotel um uns dort wieder den Slot-Machines zu widmen. Kurz vor unserem Hotel sahen wir jedoch die Straße rauf noch ein weiteres, kleineres Casino blinken und entschieden dort noch einmal einen Versuch zu unternehmen. Dieses war nicht ganz so luxuriös und neu wie die anderen, dafür waren die Einsätze an den ersten Tischen auch nur 1/4 so hoch. Nach kurzem Suchen fanden wir schließlich auch einen Black Jack Tisch der 5€ als Startgebot hatte.
Black Jack
Chris war dies jedoch immer noch zu hoch, zumal er noch nie Black Jack gespielt hatte. Also legten wir unsere Einsätze zusammen und noch einmal 10€ drauf um mindestens 10 Spiele zu haben und ich forderte das Glück heraus. Die ersten paar Spiele liefen gut und so hatte ich in wenigen Minuten bereits 10€ erspielt. Chris machte schon Pläne, wie wir das Geld am besten ausgeben, als ich plötzlich öfters verlor. Nach einigen weiteren Spielen war ich nur noch bei 25€ und Chris fing an zu schwitzen. Doch dann fingen die Regeln der Wahrscheinlichkeit an zu greifen und es ging wieder aufwärts. Wikipedia behauptete das man nach einer Stunde Spielzeit bei einer optimalen (meiner ) Strategie 11% Gewinn macht. Zu meiner größten Überraschung stimmte das! Nach 1 Stunde hatte ich mich auf um die 65€ eingepegelt. Bei 75€ übergab ich Chris unseren Starteinsatz, damit wir auf jeden Fall ohne Verlust nach Hause gehen würden. Von da an konnte er auch wesentlich entspannter zugucken. Nach ca. 4 Stunden Spielzeit hatte ich 72,50€ an Gewinn erspielt und wir beendeten den Abend.
Ich muss hier nochmal erwähnen, dass ich nie damit gerechnet hätte das man im Casino wirklich Geld gewinnen kann. Für mich bestand die sportliche Herausforderung darin möglichst lange durchzuhalten, ohne Pleite zu gehen. Umso mehr war ich verwundert, dass man anscheinend durch einfaches befolgen der Wikipedia-Strategie Geld erspielen kann. Wir fragten uns nur, warum dies nicht mehr Leute so machen. Somit war der Abend doch noch erfolgreich verlaufen und wir hatten die Kosten für die Fähre sowie einen Teil des Essens wieder rein.
Mit diesem Erlebnis verabschiede ich mich von unserer Asienreise und nehme viele einmalige Eindrücke und aufregende Erlebnisse mit. Für alle, die bis hierhin bei diesem Mamut-Beitrag durchgehalten haben, sage ich “Danke fürs Lesen!” und ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht.
Bodo
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